Die neue Tierschutzstatistik 2024 des Schweizer Tierschutz STS zeigt ein beunruhigendes Bild: Noch nie wurden so viele Tiere in Tierheimen und Auffangstationen aufgenommen. Insgesamt landeten im vergangenen Jahr über 32 000 Tiere in der Obhut der STS-Sektionen – ein erneuter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders alarmierend: Immer mehr Tiere werden freiwillig abgegeben.
Erneuter Anstieg in allen Kategorien
Die STS-Statistik basiert auf den Meldungen von 66 Tierheimen und Auffangstationen in der Schweiz. 2024 wurden insgesamt 32 079 Tiere aufgenommen – das sind 572 mehr als im Jahr zuvor. Damit setzt sich der Aufwärtstrend der letzten Jahre fort und bringt viele Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenzen.
- Verzichttiere (freiwillige Abgabe): 25 403 Tiere (+306)
- Findeltiere: 5 449 Tiere (+212)
- Beschlagnahmungen: 1 234 Tiere (+61)
Erfreulich ist zwar die hohe Vermittlungsrate – mit 18 829 erfolgreich platzierten Tieren (+2 716) konnten viele neue Zuhause gefunden werden. Doch die wachsende Zahl an Abgabetieren bleibt ein ernstes Warnsignal.
Besonders betroffen: Fische, Katzen und Kleintiere
Wie schon in den Vorjahren führen Fische die Statistik an – fast ausschliesslich Verzichttiere. 18 605 von ihnen landeten 2024 in Auffangstationen.
Auch bei anderen Tierarten zeigt sich ein deutlicher Anstieg:
- Katzen: 7 963 aufgenommen (+357)
- Hunde: 1 826 aufgenommen (−12)
- Nager & Kaninchen: 2 047 aufgenommen (+219)
- Schildkröten: 634 aufgenommen (+41)
- Exoten: 185 aufgenommen (+17)
Vor allem bei Hunden ist die Zahl der Verzichtstiere auffällig: 1 009 Abgaben bedeuten einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (865). Auch Katzen aus amtlichen Beschlagnahmungen haben sich mit 501 Fällen beinahe verdoppelt – ein Zeichen für anhaltende Missstände in der privaten Tierhaltung.
„Keine gute Entwicklung“ – Tierheime unter Druck
Marco Mettler, Geschäftsführer des Schweizer Tierschutz STS, findet deutliche Worte:
„Der deutliche Anstieg der Tierzahlen ist keine gute Entwicklung. Die Tierheime und Auffangstationen arbeiten vielerorts am Limit. Sie springen dort ein, wo der Mensch leider allzu oft versagt.“
Die STS-Sektionen leisten laut Mettler tagtäglich wertvolle Arbeit, um aufgegebene, ausgesetzte oder beschlagnahmte Tiere zu versorgen und zu vermitteln. Doch die Belastung steigt – personell, finanziell und emotional.
Warum so viele Tiere abgegeben werden
Die Gründe für die hohe Zahl an Verzichttieren sind vielfältig – und oft menschgemacht:
- Spontane Tieranschaffungen ohne langfristige Planung
- Überforderung mit Pflege, Erziehung oder Kosten
- Veränderte Lebensumstände (Wohnung, Beruf, Familie)
- Mangelndes Wissen über die Bedürfnisse der Tiere
- Online-Handel mit „billigen“ Tieren aus zweifelhaften Quellen
Die Folge: Viele Tiere landen nach kurzer Zeit wieder im Tierheim. Gerade Hunde und Katzen, die als „Corona-Begleiter“ angeschafft wurden, werden heute vermehrt abgegeben, wenn der Alltag zurückkehrt oder die Ansprüche unterschätzt wurden.



