Kurzköpfige Hunderassen haben aufgrund ihres unverwechselbaren Aussehens und ihrer Präsenz in Medien und bei Prominenten einen Aufschwung erlebt. Und obwohl die Besitzer brachyzephaler Hunde meistens mit höheren Tierarztkosten rechnen müssen, nimmt die Beliebtheit der kurznasigen Tiere nicht ab. Entscheidet beim Hundekauf wirklich die Optik vor der Gesundheit?
Beliebteste kurzköpfige Hunderassen vs. ihre Gesundheitsprobleme
Viele kurzköpfige Hunderassen erfreuen sich über Jahre hinweg unverändert an Beliebtheit. Und das, obwohl umfangreiche Studien belegen, welchen gesundheitlichen Herausforderungen ebendiese Rassen häufig gegenüberstehen.
Französische Bulldogge
Die Französische Bulldogge ist weltweit eine der beliebtesten Hunderassen. Ihre Popularität ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, insbesondere in Ländern wie den USA, Großbritannien und Deutschland. Laut dem American Kennel Club (AKC) war die Französische Bulldogge 2020 die zweithäufigste registrierte Rasse in den USA und gehört in Großbritannien zu den Top 5 der beliebtesten Rassen.
Bekannte Gesundheitsprobleme:
- Atemprobleme (Brachyzephales Syndrom)
- Hautfaltenentzündungen
- Augenprobleme
- Wirbelsäulenerkrankungen
(Englische) Bulldogge
Die Bulldogge, oft als Englische Bulldogge bezeichnet, gehört zu den ältesten und bekanntesten brachyzephalen Rassen. Sie ist besonders in den USA und Großbritannien sehr beliebt. In den USA war die Bulldogge 2020 laut AKC die fünftbeliebteste Rasse, und in Großbritannien rangiert sie ebenfalls unter den Top 10.
Bekannte Gesundheitsprobleme:
- Atemprobleme
- Gelenkprobleme
- Hautprobleme
- Herzprobleme
Boston Terrier
Der Boston Terrier ist eine amerikanische brachyzephale Rasse, die oft als “American Gentleman” bezeichnet wird. Besonders in den USA ist diese Rasse sehr beliebt, und laut AKC rangiert der Boston Terrier in den Top 25 der beliebtesten Hunderassen in den USA.
Bekannte Gesundheitsprobleme:
- Atemprobleme
- Augenprobleme
- Patellaluxation
- Allergien
Boxer
Der Boxer ist eine mittelgroße brachyzephale Rasse, bekannt für ihre Energie und Verspieltheit. Weltweit beliebt, war der Boxer 2020 laut AKC in den USA unter den Top 15 der beliebtesten Hunderassen. In Deutschland zählt der Boxer zu den populärsten Wach- und Begleithunden.
Bekannte Gesundheitsprobleme:
- Atemprobleme
- Herzprobleme (wie Kardiomyopathie)
- Hüftdysplasie
- Krebs
Mops
Der Mops ist eine von den sehr beliebten kurzköpfigen Hunderassen, die vor allem in den 2000er Jahren sehr in Mode war und bis heute beliebt bleibt. Laut AKC rangiert der Mops regelmäßig in den Top 30 der beliebtesten Hunderassen in den USA und ist auch in Großbritannien weit verbreitet.
Bekannte Gesundheitsprobleme:
- Atemprobleme
- Augenprobleme (wie Hornhautgeschwüre)
- Hautprobleme
- Hüftdysplasie
Studien belegen: Schönheit geht beim Hundekauf vor Gesundheit
Mehrere Studien wollten dem auf den Grund gehen, warum sich so viele Hundehalter für kurzköpfige Hunderassen entscheiden, obwohl Artgenossen mit “normal langen” Schnauzen in der Regel gesünder bzw. weniger anfällig für Krankheiten sind. Das warf gleichzeitig Frage und Vorurteil auf: “Ist Besitzern von kurzköpfigen Hunderassen deren Gesundheitszustand weniger wichtig?”
- Holland, K.E. (2019): Übersicht der Faktoren, welche die Entscheidungsfindung potenzieller Hundebesitzer beeinflussen.
- Rowena, M.A. (2019): Große Erwartungen, unbequeme Wahrheiten und das Paradox der Hund-Halter-Beziehung bei Besitzern brachyzephaler Hunde
- P. Sandøe (2017): Warum kaufen Menschen Hunde mit potenziellen Gesundheitsproblemen aufgrund extremer Körperform und erblicher Krankheiten? Eine repräsentative Studie dänischer Besitzer von vier kleinen Hunderassen.
Diese Untersuchungen zeigen, dass das Hauptmotiv beim Hundekauf das äußere Erscheinungsbild ist. Vor allem bei Besitzern von Rassen wie Französischen Bulldoggen, Chihuahuas oder dem Cavalier King Charles Spaniel wurde als Hauptgrund für die Kaufentscheidung deren “besonderes Aussehen” angegeben.
Bei genauerem Nachfragen gaben viele der Studienteilnehmer an, dass während des Kaufprozesses
- seltener beim Verkäufer/Züchter nach Gesundheitsnachweisen gefragt wurde
- man weniger häufig die Elterntiere sehen wollte
- spezielle Welpenverkaufsportale bevorzugt wurden
Ästhetik über Gesundheit: Warum Menschen kurzköpfige Hunderassen wählen
Es ist nicht von der Hand zu weisen: die einzigartige Optik kurzköpfiger Hunde zieht die Mehrheit von Menschen an und wird allgemeinhin als niedlich empfunden. Das hat einen einfachen Grund – diese Hunde fallen in das “Kindchenschema“. Sie haben meistens flache Gesichter und große, runde Augen. Dieses Erscheinungsbild ähnelt kindlichen Zügen und löst daher bei vielen Menschen einen Schutzinstinkt aus.
Vergessen wir auch nicht die kompakte Größe vieler brachyzephaler Rassen – kleine Hunde eignen sich der weitläufigen Annahme nach im Vergleich zu größeren Vertretern besser für das Leben in städtischen Umgebungen und Wohnungen. Wer schlecht Luft bekommt, braucht außerdem nicht so viel Bewegung und Auslauf – so schnell wird ein ernstes Gesundheitsproblem zum “Vorteil” gemacht.
Auch genießen viele der genannten Hunderassen den Ruf, besonders Kinder- und familienfreundlich zu sein. Wer ein freundliches und gutmütiges, tierisches Familienmitglied sucht, achtet also vielleicht mehr auf das Wesen als auf die Gesundheit des Hundes.
Natürlich wird die Popularität von brachyzephalen Rassen durch Prominente und (soziale) Medien weiter verstärkt, da derartige Hunderassen regelmäßig in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Die Hunde und ihre Besitzer genießen gesellschaftliche Akzeptanz, da sie “im Trend” liegen.
Das gesamte Kaufverhalten und auch die Zugänglichkeit zu und Verfügbarkeit von betroffenen Hunden sind eine never-ending-story. Kurzköpfige Hunderassen sind über allerlei (Welpen)-Verkaufsportale und Anzeigen leicht zugänglich, dem gegenüber steht eine fehlende Nachfrage nach Gesundheitsnachweisen.
Kurzköpfige Hunderassen und das Kaufverhalten erfordern Umdenken
Trotz der bekannten gesundheitlichen Risiken entscheiden sich viele Menschen weiterhin für kurzköpfige Hunderassen aufgrund ästhetischer, sozialer und emotionaler Motive. Um dieses Kaufverhalten langfristig zu verändern und das Wohl der Tiere zu verbessern, bedarf es eines umfassenden Umdenkens.
Ein Ansatz besteht in einer verstärkten Aufklärung über Gesundheitsthemen und die Förderung gesunder Zuchtpraktiken. Züchter sollten mehr Wert auf genetische Vielfalt, anatomische Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere legen.
Wir ermutigen Interessierte und Käufer dazu, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen und gezielt nach Züchtern zu suchen, die sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Tiere engagieren. Durch diese Maßnahmen können wir eine nachhaltige Veränderung im Umgang mit brachyzephalen Hunderassen erreichen, indem der Fokus weg von rein ästhetischen Merkmalen hin zu einer gesunden und artgerechten Zuchtpraxis verschoben wird.