Tollwut – gebannt oder immer noch gefährlich?

Trostloser Waldweg durch Rodungsfläche, Beitrag zu Tollwut

Die Tollwut ist eine der ältesten und gefürchtetsten Infektionskrankheiten der Menschheitsgeschichte. Obwohl sie in vielen Ländern durch Impfprogramme und Aufklärung weitgehend eingedämmt wurde, gibt es weltweit immer noch Regionen, in denen das Virus eine reale Gefahr darstellt – sowohl für Menschen als auch für Tiere. Gerade für Hundebesitzer ist das Thema immer wieder präsent, denn auch wenn Tollwut in der DACH-Region selten ist, bleibt die Impfung in vielen Ländern verpflichtend. In diesem Beitrag gehen wir auf die häufigsten Fragen rund um Tollwut ein und beleuchten, warum das Thema immer noch aktuell ist.

Wie ist Tollwut entstanden?

Die Tollwut ist seit über 4.000 Jahren bekannt und wurde bereits in antiken Schriften als eine tödliche Krankheit beschrieben. Die Entdeckung des Tollwutvirus und die Entwicklung eines Impfstoffs gehen auf Louis Pasteur zurück, der 1885 erfolgreich den ersten Impfstoff an einem Kind testete. Seitdem wurden Impfungen und Bekämpfungsprogramme weiterentwickelt, die weltweit Millionen von Menschenleben gerettet haben.

Erwähnung in antiken Schriften

Tollwut ist tatsächlich seit Tausenden von Jahren bekannt, lange bevor es moderne medizinische Forschung und Impfungen gab. Historische Aufzeichnungen und antike Schriften aus verschiedenen Zivilisationen belegen, dass Tollwut schon in der Antike als tödliche und gefürchtete Krankheit wahrgenommen wurde.

  • Eine der frühesten bekannten Erwähnungen der Tollwut stammt aus Mesopotamien (etwa 2300 v. Chr.). Dort gibt es Hinweise auf Gesetze, die den Umgang mit tollwütigen Hunden regeln sollten.
  • Auch im antiken Griechenland gibt es Erwähnungen von Tollwut. Der griechische Arzt Demokrit (ca. 460–370 v. Chr.) beschrieb die Krankheit, die durch den Biss von „rasenden Hunden“ übertragen wird, und wies auf die schrecklichen Symptome hin. Der berühmte Arzt Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.) beschrieb ebenfalls die Symptome von Tollwut bei Menschen, die durch den Biss eines infizierten Tieres angesteckt wurden.
  • Im antiken Rom schrieb der Arzt Celsus (1. Jahrhundert n. Chr.) über Tollwut und ihre Übertragung durch den Biss von Hunden und anderen Tieren. Er erkannte bereits, dass die Krankheit das zentrale Nervensystem befällt und führte Behandlungen an, obwohl diese damals noch sehr begrenzt waren. Auch der römische Autor Plinius der Ältere erwähnte Tollwut in seinem Werk Naturalis Historia.

Welche Tiere übertragen Tollwut?

Tollwut kann von verschiedenen Tierarten übertragen werden, darunter Säugetiere wie Hunde, Katzen, Fledermäuse, Füchse und Wölfe. In Europa war der Fuchs lange Zeit der Hauptüberträger, während in Asien und Afrika vor allem streunende Hunde eine Gefahr darstellen. Fledermäuse sind weltweit ebenfalls häufige Überträger, besonders in Nord- und Südamerika.

Wie wurde der Impfstoff entwickelt?

Die historischen Erwähnungen zeigen, dass Menschen über die Jahrtausende hinweg ein Bewusstsein für die Gefahr von Tollwut hatten, auch wenn sie die Krankheit selbst nicht vollständig verstanden. Bis zur Entdeckung durch Louis Pasteur im 19. Jahrhundert war die Tollwut stets als tödliche Krankheit bekannt, gegen die man wenig tun konnte.

Die Erwähnung von 1885 bezieht sich auf die bahnbrechende Arbeit des französischen Chemikers und Mikrobiologen Louis Pasteur, der den ersten funktionierenden Impfstoff gegen Tollwut entwickelte. Pasteur testete seinen Impfstoff erfolgreich an einem neunjährigen Jungen, der von einem tollwütigen Hund gebissen worden war, was als Meilenstein in der Geschichte der Medizin gilt. Pasteurs Entdeckung ermöglichte es zum ersten Mal, Tollwut effektiv zu bekämpfen.

In welchen Ländern ist Tollwut noch ein Problem?

Tollwut ist in vielen Teilen der Welt immer noch ein erhebliches Gesundheitsproblem, insbesondere in Asien, Afrika und Teilen Südamerikas. Länder wie Indien, China, Thailand und einige afrikanische Staaten verzeichnen jedes Jahr Tausende von Todesfällen durch Tollwut, meist durch den Kontakt mit infizierten Hunden.

Europa, Nordamerika und Australien gelten hingegen weitgehend als tollwutfrei, wobei vereinzelt Fälle bei Wildtieren auftreten.

Warum gibt es in vielen Ländern immer noch keine umfassenden Impfkampagnen?

In vielen betroffenen Ländern fehlt es an einer gut ausgebauten tierärztlichen und gesundheitlichen Infrastruktur, um umfassende Impfkampagnen zu organisieren. Impfprogramme erfordern gut funktionierende Logistik, um Impfstoffe an abgelegene oder ländliche Gebiete zu liefern, wo Tollwut häufiger vorkommt.

Streunende Hunde sind in vielen Entwicklungsländern der Hauptüberträger von Tollwut. Diese Tiere sind schwer zu kontrollieren und schwer zu impfen. Die hohe Zahl streunender Hunde führt dazu, dass sich das Virus weiterhin unter den Tieren verbreitet und damit auch die Gefahr für Menschen bestehen bleibt. Ein effektives Kontrollprogramm müsste demnach nicht nur Impfungen beinhalten, sondern auch Mass nahmen zur Reduzierung der streunenden Hunde, wie z.B. Kastrationsprogramme – was in vielen Ländern eine grosse Herausforderung darstellt.

Darüber hinaus sind in einigen Regionen, besonders in ländlichen Gebieten, nicht nur Hunde, sondern auch Wildtiere wie Füchse, Schakale und Fledermäuse wichtige Überträger von Tollwut. Diese Tiere lassen sich nicht so einfach impfen wie Haustiere. In Europa konnte das Problem durch die Verteilung von Impfködern für Wildtiere teilweise gelöst werden, doch in vielen ärmeren Ländern ist diese Methode oft zu teuer oder logistisch schwer umzusetzen.

Wenn Tollwut eigentlich weitgehend eingedämmt ist, warum ist der Impfschutz für Hunde vielerorts verpflichtend?

Der Impfschutz gegen Tollwut bleibt in vielen Ländern verpflichtend, weil die Krankheit, wenn sie einmal ausbricht, tödlich endet und es keine Heilung gibt. Impfprogramme schützen nicht nur Haustiere, sondern verhindern auch die Übertragung auf den Menschen.

Besonders in Reise- und Grenzregionen ist die Impfung wichtig, um mögliche Infektionsketten zu unterbinden, sollten Wildtiere oder nicht geimpfte Haustiere eingeschleppt werden.

Braucht mein Hund eine Impfung, wenn ich nicht mit ihm verreisen möchte?

In der DACH-Region ist die Tollwut weitgehend eingedämmt, und viele Länder gelten als tollwutfrei. Dennoch wird die Tollwutimpfung für Hunde in der Regel empfohlen, auch wenn keine Reisen geplant sind.

Dies dient dem Schutz deines Hundes vor Wildtieren, die die Krankheit eventuell wieder einschleppen könnten. Zudem ist der Impfschutz in vielen europäischen Ländern Pflicht, wenn man grenzüberschreitend reist oder an Wettbewerben teilnimmt.

Wie funktioniert die Impfung?

Die Tollwutimpfung enthält inaktivierte Viruspartikel, die das Immunsystem stimulieren, Antikörper gegen das Virus zu bilden. Sobald der Hund die Impfung erhält, dauert es in der Regel einige Wochen, bis ein vollständiger Schutz aufgebaut ist. Auffrischungsimpfungen werden je nach Gesetzgebung und den Empfehlungen des Tierarztes alle ein bis drei Jahre durchgeführt.

Wie gefährlich ist Tollwut für den Menschen?

Tollwut ist für den Menschen extrem gefährlich und fast immer tödlich, wenn die Krankheit einmal ausgebrochen ist. Die Viruserkrankung befällt das zentrale Nervensystem und führt nach einer Inkubationszeit von einigen Wochen bis Monaten zu schwerwiegenden neurologischen Symptomen, die ohne rechtzeitige Behandlung unweigerlich zum Tod führen.

Die ersten Symptome der Tollwut sind oft unspezifisch und ähneln denen einer Grippe, wie z.B.:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Schwäche und Unwohlsein

Im weiteren Verlauf treten spezifischere Symptome auf, darunter:

  • Unruhe und Angstzustände
  • Schmerzen oder Kribbeln an der Bissstelle
  • Muskelkrämpfe und Krampfanfälle
  • Hydrophobie (Angst vor Wasser)
  • Lähmungen
  • Aggressives Verhalten und Halluzinationen

Sobald neurologische Symptome auftreten, führt die Krankheit in fast allen Fällen innerhalb weniger Tage bis Wochen zum Tod, da es bisher keine wirksame Behandlung gibt, sobald sich die Symptome manifestiert haben.

Prävention und Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Die einzige Möglichkeit, Tollwut zu verhindern, besteht darin, rechtzeitig präventiv zu impfen oder nach einem Biss sofort eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) durchzuführen. PEP umfasst die sofortige Gabe von Impfstoffen und gegebenenfalls Immunglobulinen, die das Virus bekämpfen, bevor es das zentrale Nervensystem erreicht. Dies ist lebensrettend, wenn sie innerhalb weniger Tage nach einem Biss verabreicht wird.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei Tieren?

Bei Tieren verläuft Tollwut ähnlich wie beim Menschen, da das Virus das zentrale Nervensystem befällt. Es gibt zwei hauptsächliche Formen des Verlaufs:

Aggressive Form (“rasende Wut”)

  • Hyperaktivität, Aggressivität
  • Übersteigerte Reaktionen auf Reize (Licht, Geräusche)
  • Vermehrter Speichelfluss und Schwierigkeiten beim Schlucken (Hydrophobie)
  • Plötzliche Angriffe auf andere Tiere oder Menschen

Stille Form (“stille Wut”)

  • Zunehmende Lähmung, die sich von den Beinen aus nach oben ausbreitet
  • Apathie und Schwäche
  • Keine aggressiven Symptome, aber dennoch eine schleichende Verschlechterung des Zustands

Bei Tieren endet die Krankheit meist innerhalb von 10 Tagen nach dem Auftreten der Symptome mit dem Tod.

Was sollte ich tun, wenn mein Hund von einem Wildtier gebissen wird?

Wenn ein Hund von einem möglicherweise tollwutinfizierten Tier gebissen wird, sollten sofort folgende Schritte unternommen werden:

1. Die Wunde reinigen

Die Bisswunde sollte sofort gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Dabei kann das Virus möglicherweise schon reduziert werden. Auch wenn dies keine Garantie für Schutz bietet, kann eine schnelle Wundversorgung das Risiko einer Infektion verringern.

2. Sofort einen Tierarzt aufsuchen

Es ist entscheidend, den Hund sofort zu einem Tierarzt zu bringen. Der Tierarzt wird den Hund untersuchen und entscheiden, ob eine Postexpositionsprophylaxe erforderlich ist. Wenn der Hund bereits gegen Tollwut geimpft ist, wird die Gefahr erheblich reduziert, aber eine Auffrischungsimpfung könnte dennoch nötig sein.

3. Quarantäne

Wenn der Hund nicht geimpft ist, könnte der Tierarzt Quarantänemassnahmen anordnen, um sicherzustellen, dass keine Anzeichen von Tollwut auftreten. Diese Quarantäne dauert in der Regel 10 Tage, da in dieser Zeit in der Regel die ersten Symptome auftreten würden, wenn der Hund infiziert ist.

4. Benachrichtigung der zuständigen Behörden

In vielen Ländern müssen Bissvorfälle von möglicherweise tollwütigen Tieren an die Gesundheitsbehörden gemeldet werden, um die Tollwutgefahr zu überwachen und bei Bedarf entsprechende Massnahmen zu ergreifen.

Abschliessender Appell

Die Impfung des Hundes ist der beste Schutz vor Tollwut. Deshalb ist es ratsam, auch dann zu impfen, wenn man nicht plant, mit dem Hund zu verreisen. Die Krankheit ist so gefährlich, dass ein umfassender Impfschutz die einzige sichere Vorsorge ist.

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