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von Lisa Ley, Dr. Sue Chandraratne und Astrid Hübner

Tetanus, auch bekannt als Wundstarrkrampf, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die das Nervensystem betrifft. Die Krankheit wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht, das in der Regel durch Wunden in den Körper eindringt. Die Symptome von Tetanus können sehr unterschiedlich sein und hängen von der Schwere der Erkrankung ab.

Tetanus ist beim Hund eine sehr seltene, nicht ansteckende und durch Bakterien (Clostridium tetani) verursachte Erkrankung, welche bei nicht rechtzeitig erfolgter Behandlung tödlich verlaufen kann.

Menschen oder Pferde sind weitaus empfindlicher gegenüber Tetanus als Hunde. Im Vergleich braucht der Hund die 600fache Menge des Toxins, das durch die Bakterien gebildet wird, um eine mit dem Menschen vergleichbare klinische Veränderung auszulösen.
Trotzdem kommt es auch beim Hund immer wieder zu Erkrankungen.
Mögliche Infektionsmöglichkeiten sind banale Verletzungen mit Nägeln, Scherben oder Ästen, aber auch rissige Ballen, Schürfwunden, abgerissene Krallen, Zahnfleischwunden oder abgebrochene Zähne.

Als Eintrittspforten für die Sporen des Bakteriums reichen auch kleine Wunden, welche nach Krankheitsausbruch oft nur selten gefunden werden können.

Die Sporen des Bakteriums Clostridium tetani kommen nahezu überall im Erdboden vor, aber auch in Pferdekot oder -mist, und sind sehr widerstandsfähig.

Nach Eintritt durch Wunden vermehren sich die Bakterien dort in den sauerstoffarmen Verhältnissen (z.B. Wundtaschen) und bilden Giftstoffe, welche an den Nerven entlang zum Rückenmark weitergeleitet werden. Das Tetanospasmin ist das wichtigste der von Clostridium tetani gebildeten Toxine. Es wirkt direkt neurotoxisch (das Nervensystem schädigend).

Dies führt zu dramatischen Übererregung der Muskulatur mit Streckkrämpfen und einem typischen Gesichtsausdruck (zwei Leitsymptome bei Tetanus). Die Inkubationszeit beträgt fünf bis neun Tage.

Ein weiteres Symptom von Tetanus ist eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht, auch Photophobie genannt. Dieses Symptom tritt aufgrund der Auswirkungen des Tetanustoxins auf das Nervensystem auf. Das Toxin beeinflusst die Funktion der Nerven, die für die Steuerung der Augenmuskeln verantwortlich sind, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Licht führen kann.

Im Anfangsstadium kann Tetanus oftmals nicht direkt von anderen Infektionskrankheiten unterschieden werden, es kommt hier häufig zu grippeähnlichen Symptomen, eingeschränktem Allgemeinbefinden, Schreckhaftigkeit, Geräuschempfindlichkeit oder gar vergiftungsähnlichen Symptomen.

Plötzlich auftretende Muskelspasmen stellen einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Tetanusinfektion dar.

Im weiteren Verlauf kommt es zu einem steifen/unsicheren Gang, zu einer Verkrampfung der Streckmuskulatur oder zu einer Verkrampfung im Stehen.
Auch die Atemmuskulatur sowie die Speiseröhre und der Kehlkopf können verkrampfen. (Erstickungsgefahr!). Betroffene Hunde müssen meist über längere Zeit künstlich mit Magensonde und Infusion ernährt werden.

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Ein weiteres Merkmal, was auf eine Tetanuserkrankung schließen lässt, ist das sogenannte Tetanusgesicht. Es entsteht ein Gesichtsausdruck, der mit einem verkrampften Grinsen vergleichbar ist. Der Blick des Hundes ist starr, die Nickhaut tritt vor.

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Prophylaxe

Es gibt für den Hund derzeit keinen zugelassenen Impfstoff. Es gibt zwar Impfstoffe für andere Tierarten, die im Rahmen einer Umwidmung eingesetzt werden könnten, dies wird aber wegen möglicher Nebenwirkungen nur bedingt empfohlen.

Das A und O der Tetanusprophylaxe ist daher eine korrekte Wundversorgung. Etwaige Wunden müssen umgehend gesäubert, desinfiziert und verbunden werden.

Menschen, die Tetanus bereits hatten, entwickelt keine Immunität dagegen. Das bedeutet, dass sie sich erneut mit Tetanus infizieren können.

Fallbeispiel Katrin Stenzel – Garonne (Gaja) vom Nilpferdhof – Malinois

Im April 2023 hatte Gaja einen dicken Knöchel an der Vordergliedmaße, jedoch hatte sie am Tag davor viel getobt, daher hatte sich Katrin dabei noch nichts gedacht. Der Knöchel wurde gekühlt und war nach zwei Tagen deutlich weniger geschwollen. Eine Verletzung hatte man nicht gesehen, jedoch war weiter unten eine Zehe etwas geschwollen, aufgrund der Besserung fand dies jedoch keine weitere Beachtung.

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Am nächsten Tag hatte Gaja einen komischen Blick, welcher schwer zu beschreiben ist, er wirkte leer. Zuerst dachte Katrin an einen Fremdkörper im Auge, da die Nickhaut etwas vorstand. Gaja wurde daraufhin in einer Tierklinik vorgestellt mit den Worten „Mensch, guck mal, der Blick ist so komisch?!“. Die Tierärztin entgegnete sofort: „Das ist Tetanus!“ Die Tierärztin hatte schon einige Fälle von Tetanus gesehen, daher konnte sie zum Glück aller Beteiligten sofort die Diagnose stellen und Gaja somit das Leben retten.

Nun gab es zwei Möglichkeiten: Entweder müsste die Hündin 6 Wochen in der Uniklinik Hannover untergebracht werden oder es könnte eine stationäre Behandlung in der jetzigen Tierklinik mit Aufenthalt zuhause durchgeführt werden. Katrin entschloss sich für die stationäre Behandlung, um es gemeinsam mit ihrer Hündin durchzustehen. Gaja wurde sofort in der Tierklinik operiert, der Herd musste gefunden werden. Es konnte gemäß Symptomen nur der Fuß sein, es wurde alles geschwollene Gewebe aus dem Fuß entfernt. Oft muss auch die entsprechende Zehe etc. amputiert werden, um den Herd zu entfernen. Niemand äußerte sich zu diesem Zeitpunkt zur Prognose von Gaja auch nicht, ob sie Folgeschäden beibehalten würde oder wann man wissen würde zu welchem Zeitpunkt sie über den Berg wäre. Somit waren Wochen der Hoffnung und des Bangen angesagt. Gaja hat zwei verschiedene Antibiotika (eins davon war Penicillin) bekommen, um die Bakterien abzutöten und die Produktion vom Toxin zu stoppen. Da die Antibiotika jedoch keine Auswirkung auf das Toxin, das bereits produziert wurde, hat (welches weiterhin schwere Muskelkrämpfe verursachen kann), wurde ein Tetanus-Serum schnellstmöglich aus einer Pferdeklinik besorgt. Das Tetanus-Serum kann das bereits gebildete Toxin neutralisieren.

Gaja musste jetzt Wochen in der Dunkelheit verbringen, jeder Stress, Licht oder Lärm hätte ihre Symptomatik verschlimmern können. Sie war bereits auf kleine Geräusche höchst reaktiv und flippte aus. Sie wurde komplett abgeschottet, in der zweiten Etage, wo keine weiteren Hunde sind, und alles wurde stockdunkel gemacht. Die nächsten Tage verschlimmerte sich ihr Zustand, das Gesicht verzog sich komplett, die Ohren waren steif wie aus Beton und das typische Grinsen setzte ein. Gaja wurde nur im Dunkeln ausgeführt und wenn es nicht anders ging, wurde ihr tagsüber ein Handtuch zum Gassi gehen über die Augen gelegt (3x am Tag für jeweils höchstens 3 Minuten). Leider wurde es nicht besser, die Muskeln verkrampften immer mehr. Die Tierärztin verschrieb daraufhin ein Muskelrelaxans (entspannt die Muskulatur) und so bekam Gaja die Medikamente Ortoton und Diazepam 3 x täglich dazu. Der Tierarzt führte zudem nur Hausbesuche zur Wundkontrolle des Fußes durch, damit Gaja nicht raus musste. Außerdem wurde Gaja viel Flüssigkeit zugeführt (Dosenfutter mit Wasser), regemäßiges Fieber messen und genaue Beobachtung der Atmung, waren an der Tagesordnung. Gaja konnte im Gegensatz zu vielen anderen Fällen immer laufen und fressen und ihre Atmung war nicht beeinträchtigt, was auf einen frühen Therapiebeginn zurückzuführen ist.

Nach 2 Wochen bangen wurde die Symptomatik etwas besser. Katrin nahms sie schon mal mit runter ins ebenso abgedunkelte Erdgeschoss. Jedoch verschlimmerte sich Gajas Zustand sofort und somit musste sie wieder abgesondert werden, ohne Kontakte und ohne Zuneigung. Wieder bangen und ein schlechtes Gewissen, das sie mal kurz unten war. Gaja wurde dann nochmals fast 2 Wochen im komplett dunkeln gehalten. Die Medikamente wurden ab der 3. Woche bei stetiger Verbesserung der Symptome langsam ausgeschlichen. Nach 4 Wochen Dunkelheit begann Gajas Leben ganz langsam wieder. Insgesamt 6 Wochen dauerte es, bis sie fast wieder alles machen konnte.

Katrin beschreibt: „Es war eine harte Zeit, aber wir haben sie gemeinsam gemeistert. Wenn meine Tierärztin es nicht erkannt hätte, wäre meine Hündin heute nicht mehr bei mir.“ Gaja wird aktuell sportlich geführt und hat keine Einschränkungen mehr.

Fallbeispiel 2 – Florian Knabl – Conan vom Clan der Wölfe – Malinois

Conan war 1,5 Jahre alt, als Florian im Training auffiel, dass irgendwas mit Conan nicht stimmt. Beim Heranrufen kam er versetzt auf ihn zugelaufen. Noch auffälliger war, dass er das Apportierholz versetzt anlief und ins Leere griff als er es aufnehmen wollte. Florian brach das Training ab und lief ein wenig mit ihm Spazieren, als er im Futter anbot, wollte Conan zwar an die Hand, aber auch hier war es, als ob er nach einem Schatten greifen wollte. Daraufhin schaute ihm Florian in die Augen und Conans Augen zeigten nach innen. Auch seine Wangen waren merkwürdig steif.
Da es ein Feiertag war fuhren sie zur Notfallsprechstunde in die Klinik. Die anwesende Ärztin vermutete eine Entzündung an der Gesichtsmuskulatur, die Auswirkungen auf die Augen hat. Sie verordnete Antibiotika und bot an, zu warten bis der Chefarzt in ein paar Stunden kommt.

Als dieser Eintraf und Conan ins Gesicht sah, stellte er sofort die Diagnose Tetanus.

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Es wurde vereinbart, dass Florian den Hund mit nach Hause nimmt und den Verlauf bis zum nächsten Tag beobachtet.
Der Hund sollte die Nacht in einem dunklen, ruhigen Raum verbringen. Am nächsten Tag ging es Conan deutlich schlechter und in der Klinik wurden ihm Tetanus-Immunglobulin für Pferde verabreicht. Jetzt hieß es warten, ob er diese verträgt oder eine allergische Reaktion entwickelt.
Conan wurde von Kopf bis Pfote auf Verletzungen untersucht. Es wurde nur eine kleine gerötete Stelle an einer Zehe gefunden, die dem Zeigefinger beim Menschen entspricht. Die Vermutung war, dass durch eine kleine Wunde das Bakterium eingedrungen ist und sich die Wunde gleich wieder verschlossen hat. Das sind leider die besten Vorrausetzungen für die Vermehrung dieses Bakteriums. Ein sauerstoffarmer Raum und eine kleine Wunde, die sich durch Bluten nicht reinigt und sich gleich verschließt, sind dafür bestens geeignet.

Conan wurde daraufhin operiert und die gerötete Zehe wurde komplett entfernt.

Daheim wurde für ihn ein Kellerraum hergerichtet, der komplett abgedunkelt wurde. Leider ging es Conan die nächsten zwei Wochen erstmal jeden Tag schlechter. Durch Freunde, die selbst Erfahrungen mit Tetanus bei ihren Hunden gemacht hatten, bekam Florian einige hilfreiche Tipps. Wie zum Beispiel, die Symptome mit Muskelrelaxantien zu lindern. Nach Rücksprache mit dem behandelten Tierarzt wurde Conan dann auch ein solches Medikament verabreicht.

Conan bewegte sich wie ein Roboter, konnte aber bis zum Höhepunkt der Krankheit laufen. Kurven laufen war ihm nicht mehr möglich.
Gegen Ende dieser zwei Wochen konnte er nur noch mit Brei ernährt werden, Florian hat sein Maul kaum weit genug aufbekommen, um ihm die Medikamente zu verabreichen. Die letzten drei Tage, bevor es besser wurde, hat Conan nicht mehr eigenständig Trinken können, seine Atmung war schwer und er war nur am Hecheln. Für die Wasseraufnahme wurde ihm Wasser unter die Haut gespritzt.
Die langersehnte Verbesserung zeigt sich nach zwei gefühlt unendlichen langen Wochen zuerst in Conans Augen. Die vorher nach innen gedrehten Augen, die auch das erste Anzeichen waren, haben sich entkrampft und sein Blick wurde wieder klar. Von da an ging es ihm jeden Tag besser.

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Ungefähr 8 Wochen nach der Amputation war Conan wieder einigermaßen fit.

3,5 Jahre nach der Tetanus Infektion wird Conan das erste Mal FMBB Weltmeister im IGP und holt den Titel das Jahr darauf erneut. Seine Erfolgsgeschichte sollte jedem Betroffenen Mut machen, dieser Krankheit die Stirn zu bieten und die Hoffnung nicht aufzugeben.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Katrin Stenzel und Dr. Florian Knabl für die Erfahrungsberichte und hoffen, dass die beiden Fallbeispiele helfen, erste Symptome bei betroffenen Hunden schneller und dadurch frühzeitig zu erkennen und so mehr Hunde vor dem Tod durch Tetanus zu retten.

Dieser Beitrag wurde zuerst auf der Website des Diversitätsprojektes für Belgische Schäferhunde veröffentlicht.

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Tetanus bei Hunden: Eine seltene, aber ernste Erkrankung

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