Ein dementer Hund kann für dessen Besitzer eine herausfordernde Situation darstellen, da die Symptome dieser Erkrankung oft subtil sind und leicht mit dem normalen Alterungsprozess verwechselt werden. In diesem Beitrag werden wir uns eingehend mit Demenz bei Hunden beschäftigen – von den Symptomen bis hin zu den Behandlungsmöglichkeiten und dem richtigen Umgang mit betroffenen Vierbeinern.
Gibt es Demenz bei Hunden wirklich?
Ja, auch bei Tieren kann mit fortschreitendem Alter Demenz auftreten. Einige Studien lege sogar nahe, dass bis zu zwei Drittel aller Hunde über 8 Jahre an Demenz erkranken (Beispiel: Studie “Canine Cognitive Dysfunction: Pathophysiology, Diagnosis, and Treatment”, Curtis Wells Dewey, Emma S Davies, Huisheng Xie, Joseph J Wakshlag (2019)).
. Zugleich warnen Experten davor, dass Demenzerkrankungen bei Haustieren nur selten erkannt und die betroffenen Tiere daher nicht angemessen versorgt werden.
Die echten Zahlen liegen vielleicht sogar noch höher, da viele Fälle aufgrund mangelndem Bewusstsein zu dieser Krankheit unentdeckt bleiben.
Dementer Hund: Das sind die häufigsten Symptome
Bitte beachte, dass alle genannten Symptome nicht zwangsläufig bei einem demenzkranken Hund auftreten müssen. Die Symptome einer Demenz bei Hunden können individuell variieren und müssen tierärztlich bewertet werden, um eine genaue Diagnose zu stellen.
- Desorientierung: Verwirrung über die (sonst gewohnte) Umgebung, ein dementer Hund hat Schwierigkeiten beim Wiederfinden von Orten.
- Veränderungen im Sozialverhalten: Rückzug von sozialen Interaktionen, ungewöhnliche Anhänglichkeit oder gegenteilig, Aggressivität.
- Schlafstörungen, Veränderungen im Schlafverhalten, Umherwandern in der Nacht, Tagesschläfrigkeit.
- Verminderte Reaktionsfähigkeit, langsameres (oder gar kein) Lernen neuer Kommandos, Schwierigkeiten beim Erkennen und Befolgen bekannter Signale.
- Ein dementer Hund kann an Inkontinenz leiden bzw. plötzliche Stubenunreinheit zeigen.
- Veränderungen im Appetit bzw. Fressverhalten.
- Verminderte körperliche Aktivität, weniger Interesse an Spaziergängen bzw. spielerischen Aktivitäten.
- Anzeichen von Angst oder Unruhe: Häufiges Bellen ohne erkennbaren Grund, Winseln, Zittern, Verstecken und Rückzug.
- Veränderte Interessen, wie etwa weniger Interesse an früher beliebten Aktivitäten, Plätzen oder Spielzeugen.
Behandlungsmöglichkeiten von Demenz bei Hunden
Bei Demenz bei Hunden liegt der Fokus der Behandlung darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Tieres zu verbessern, da eine Heilung der Erkrankung nicht möglich ist.
Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung, die je nach Schweregrad und Fortschritt der Erkrankung individuell angepasst werden.
Medikamente
In einigen Fällen von Demenz bei Hunden werden Medikamente, die die Durchblutung des Gehirns verbessern, eingesetzt. Diese können, müssen aber leider nicht, die vorliegenden Symptome lindern und das Voranschreiten der Krankheit etwas abmildern.
Dementer Hund: Ergänzungsfuttermittel
Einige Hundehalter geben ihren demenzkranken Tieren bestimmte Ergänzungsfuttermittel, deren Inhaltsstoffe die Gehirngesundheit unterstützen sollen.
Zum Beispiel können Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fischöl enthalten sind, entzündungshemmende Eigenschaften haben und die Gehirnfunktion positiv beeinflussen.
Auch Antioxidantien wie Vitamin E und Vitamin C können helfen, oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren, der bei der Entstehung von Demenz ebenfalls eine Rolle spielen kann.
Alternativmedizin
Alternative Heilmethoden wie etwa Akupunktur können in einigen Fällen ebenfalls eine gewisse Linderung für den betroffenen Hund verschaffen. Allerdings ist die Wirksamkeit derartiger Methoden nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
Physiotherapie
Physiotherapie kann eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Hunden mit Demenz spielen, insbesondere bei der Bewältigung von Mobilitätsproblemen oder Muskelschwund. Durch speziell entwickelte Übungen und Techniken kann die Physiotherapie dazu beitragen, die Muskeln des Hundes zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und das Gleichgewicht zu fördern.
Darüber hinaus kann die Physiotherapie auch dazu beitragen, eventuell vorliegende Schmerzen zu lindern, die oft mit altersbedingten Mobilitätsproblemen einhergehen. Durch sanfte Massagetechniken und passive Bewegungsübungen hilft die Physiotherapie, die Durchblutung zu verbessern und die Flexibilität der Gelenke zu erhöhen, was wiederum die Lebensqualität des Hundes verbessert.
Dementer Hund: Macht Verhaltenstherapie Sinn?
Ein Verhaltenstherapeut wird nicht in der Lage sein, die Demenz “wegzuzaubern”, aber er kann doch eine entscheidende Rolle dabei spielen, dem Hund und seinen Besitzern zu helfen, mit eventuellen Verhaltensveränderungen besser umzugehen.
Der Therapeut kann dabei unterstützen, das Verhalten des Hundes zu verstehen und angemessene Lösungen für die damit verbundenen Herausforderungen zu finden. Zu Beginn wird der Verhaltenstherapeut eine gründliche Bewertung des Hundes durchführen, um die spezifischen Verhaltensänderungen und Probleme zu identifizieren, mit denen er konfrontiert ist. Dies kann Verwirrung, Desorientierung, Ängstlichkeit, Aggression oder andere ungewöhnliche Verhaltensweisen umfassen, die auf die Demenz zurückzuführen sind.
Basierend auf dieser Bewertung wird der Therapeut einen individuellen Behandlungsplan erstellen, der auf die Bedürfnisse des Hundes und seiner Besitzer zugeschnitten ist. Dies kann die Implementierung von Verhaltensmodifikationstechniken, die Anpassung der Umgebung des Hundes und die Bereitstellung von mentaler Stimulation und Beschäftigung umfassen. Der Verhaltenstherapeut wird den Besitzern auch helfen, die richtigen Kommunikations- und Interaktionsstrategien mit ihrem dementen Hund zu entwickeln. Dies kann die Anpassung der täglichen Routine, die Einführung von beruhigenden Signalen und die Förderung positiver Interaktionen umfassen, um das Wohlbefinden des Hundes zu unterstützen.
Kann man Demenz bei Hunden vorbeugen?
Es gibt keine spezifischen Massnahmen, um Demenz bei Hunden vollständig zu verhindern, da genetische Faktoren und der normale Alterungsprozess eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung spielen. Allerdings gibt es einige Schritte, die Tierhalter unternehmen können, um die kognitive Gesundheit ihrer Hunde zu fördern und das Risiko von späteren Demenzsymptomen zu verringern.
Obwohl folgende Massnahmen das Risiko von Demenz bei Hunden nicht vollständig ausschliessen können, tragen sie dazu bei, die kognitive Gesundheit und Lebensqualität des Hundes im Alter zu unterstützen.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und anderen Nährstoffen ist, trägt zur Unterstützung der Gehirnfunktion bei. Dies umfasst die Verabreichung von hochwertigem Hundefutter sowie die Ergänzung mit geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln.
Körperliche Aktivität
Ausreichende Bewegung und regelmässige Spaziergänge tragen ebenso dazu bei, die Durchblutung des Gehirns zu verbessern und die kognitive Funktion zu unterstützen.
Mentale Stimulation
Regelmässige geistige Herausforderungen, wie das Lösen von Rätseln, das Erlernen neuer Tricks oder das Spielen von Intelligenzspielen, können die geistige Aktivität und Gesundheit des Hundes fördern.
Interaktionen mit anderen Hunden, Familienmitgliedern sowie Menschen in der Umgebung sind ebenso wichtig fürs geistige Wohl des Hundes.
Gesundheitliche Überwachung und Kontrolle
Regelmässige tierärztliche Untersuchungen sind wichtig, um (nicht nur altersbedingte!) Veränderungen frühzeitig zu erkennen und geeignete Behandlungen schnellstmöglich zu beginnen.
Idealerweise umfassen die tierärztlichen Kontrollen auch die Überwachung von Gewicht, Zahnhygiene sowie weitere Gesundheitsindikatoren zur Bewertung des allgemeinen Zustands des Hundes.