Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) bei Hunden: Behandlung & Prognose

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Die Diagnose Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) beim Hund wirkt erst einmal beunruhigend. Kein Wunder, denn es ist schnelles Handeln entscheidend: Diese Erkrankung zerstört die roten Blutkörperchen, was zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut führen kann. Hier erfährst Du, wie eine AIHA entsteht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche Faktoren die Prognose beeinflussen – damit Du Deinem Hund die bestmögliche Unterstützung bieten kannst.

Was ist Autoimmunhämolytische Anämie?

Eine autoimmunhämolytische Anämie (kurz AIHA oder auch IMHA für immune-mediated hemolytic anemia) bei Hunden ist eine schwere Erkrankung des Immunsystems, bei der der Körper die eigenen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) angreift und zerstört. Dadurch sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen im Blut stark ab – der Hund entwickelt eine Anämie (Blutarmut).

Was passiert im Körper?

Normalerweise erkennt das Immunsystem körperfremde Zellen (z. B. Bakterien oder Viren) und bekämpft sie – körpereigene Zellen bleiben verschont. Bei einer AIHA kommt es zu einer Fehlsteuerung:

  • Das Immunsystem produziert spezielle Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, und diese heften sich wie winzige „Marker“ an die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Hundes.
  • Diese Antikörper stufen die roten Blutkörperchen fälschlicherweise als “fremd” ein.
  • Dadurch erkennen weitere Zellen, z.B. in der Milz, Leber oder im Blutkreislauf, die roten Blutkörperchen als “zu vernichten”
  • Daraufhin werden die markierten roten Blutkörperchen zerstört (dieser Prozess heisst Hämolyse).
  • Da immer mehr rote Blutkörperchen abgebaut werden, kann das Blut nicht mehr genügend Sauerstoff transportieren, was zur Anämie (Blutarmut) führt.

Formen von Autoimmunhämolytischer Anämie und Ursachen

Man unterscheidet zwei Hauptformen der autoimmunhämolytischen Anämie und diese unterscheiden sich in ihren Ursachen.

1. Primäre/idiopathische autoimmunhämolytische Anämie

Bei der primären AIHA ist die genaue Ursache unbekannt. Man vermutet, dass das Immunsystem aus noch nicht vollständig erforschten Gründen die roten Blutkörperchen des Hundes angreift.

Diese Form tritt bei bestimmten Hunderassen häufiger auf, wie zum Beispiel beim Cocker Spaniel, Pudel oder Collie. Hier scheint eine genetische oder immunologische Fehlsteuerung eine Rolle zu spielen.

2. Sekundäre autoimmunhämolytische Anämie

Die sekundäre AIHA entsteht als Folge oder Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung oder eines äusseren Faktors. Beispiele dafür sind:

  • Infektionen, etwa durch Zecken übertragene Krankheiten wie Babesiose oder Ehrlichiose
  • Tumorerkrankungen
  • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente oder Reaktionen auf Impfungen
  • Schwere Entzündungen oder andere Autoimmunerkrankungen

In solchen Fällen reagiert das Immunsystem auf die eigentliche Erkrankung bzw. den Auslöser und greift dabei versehentlich auch die roten Blutkörperchen an.

Symptome bei einer Autoimmunhämolytischen Anämie

Die Symptome der AIHA können von Hund zu Hund variieren und hängen davon ab, wie schnell und stark die roten Blutkörperchen zerstört werden. Häufige Anzeichen sind:

  • Blasse oder gelbliche Schleimhäute (zum Beispiel am Zahnfleisch)
  • Müdigkeit und allgemeine Schwäche
  • Schnelle Atmung oder Herzfrequenz
  • Fieber
  • Dunkler Urin (aufgrund von Abbauprodukten der roten Blutkörperchen)
  • In schweren Fällen kann es zu Kreislaufproblemen und Kollaps kommen

Wenn Du bei Deinem Hund solche Symptome beobachtest, solltest Du unbedingt möglichst bald den Tierarzt aufsuchen.

Diagnose der autoimmunhämolytischen Anämie bei Hunden

Die Diagnose einer autoimmunhämolytischen Anämie (AIHA) erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und speziellen Bluttests.

Schritte bei der Diagnose

  • Blutbild und Laboruntersuchungen: Der Tierarzt prüft, ob die Anzahl der roten Blutkörperchen niedrig ist und ob typische Hinweise auf eine Hämolyse vorliegen, wie zum Beispiel ein erhöhter Abbau von roten Blutkörperchen oder veränderte Blutwerte.
  • Coombs-Test (Direkter Antiglobulintest): Dieser Test zeigt, ob Antikörper an den roten Blutkörperchen haften, was ein typisches Merkmal der AIHA ist.
  • Blutausstrich unter dem Mikroskop: Dabei werden Veränderungen in der Form der roten Blutkörperchen untersucht, die auf eine Zerstörung hinweisen können.
  • Suche nach Auslösern: Um eine sekundäre AIHA auszuschliessen, werden weitere Untersuchungen gemacht, zum Beispiel Bluttests auf Infektionskrankheiten, Bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen) oder eine Anamnese zu Medikamenten und Impfungen.

Wichtiger Hinweis: Eine AIHA ist eine ernsthafte Erkrankung, die eine schnelle und genaue Diagnose erfordert, um die passende Behandlung einzuleiten.

Behandlung der autoimmunhämolytischen Anämie bei Hunden

Die Behandlung zielt darauf ab, die Zerstörung der roten Blutkörperchen zu stoppen, das Immunsystem zu stabilisieren und mögliche Auslöser zu beseitigen.

Hierfür gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und Ansätze.

Immunsuppressive Medikamente

In den meisten Fällen werden Kortikosteroide wie Prednisolon eingesetzt, um die Aktivität des Immunsystems zu dämpfen und die Antikörperproduktion zu verringern.

Falls nötig (z.B. bei unzureichender Reaktion auf Prednisolon), kommen weitere immunsuppressive Wirkstoffe zum Einsatz (z. B. Azathioprin oder Cyclosporin).

Allerdings kommt es bei einigen dieser Medikamente zu schweren Nebenwirkungen.

Behandlung der Grunderkrankung

Bei sekundärer AIHA ist es entscheidend, den Auslöser zu identifizieren und zu therapieren (z. B. Infektion behandeln, auslösende Medikamente absetzen).

Unterstützende Massnahmen

  • Bluttransfusionen: Können in akuten Fällen lebensrettend sein, da sie den Sauerstofftransport im Körper sofort verbessern.
  • Flüssigkeitstherapie und Kreislaufstabilisierung in der Tierklinik.
  • Magenschutz und Thromboseprophylaxe, da AIHA-Patienten ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel haben.

Langzeitmanagement

Die Medikamente werden schrittweise reduziert, sobald die Blutwerte stabil sind. Regelmässige Blutuntersuchungen helfen, Rückfälle oder Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Prognose bei autoimmunhämolytischer Anämie

Die Prognose bei AIHA ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Trotzdem ist wichtig zu sagen: Eine AIHA ist immer ein Notfall. Je schneller die Diagnose gestellt und die Therapie eingeleitet wird, desto grösser sind die Überlebenschancen. Mit konsequenter Behandlung und enger tierärztlicher Betreuung können viele Hunde ein erfülltes Leben führen.

Prognose bei akuten Fällen

Trotz intensiver Therapie ist die Sterblichkeitsrate hoch, vor allem in den ersten Tagen bis Wochen nach der Diagnose.

Stabilisierte Fälle

Wenn die Behandlung anspricht, kann ein Hund noch viele Monate bis hin zu Jahren mit guter Lebensqualität leben.

Rückfallgefahr

Besonders bei der primären AIHA können Rückfälle auftreten, weshalb eine langfristige Kontrolle wichtig ist.

FAQ-Teil: Fragen mit Antworten rund um AIHA

Kann autoimmunhämolytische Anämie plötzlich auftreten?

Ja, die Krankheit kann sich innerhalb weniger Tage entwickeln – oft ohne erkennbare Vorwarnung.

Wie erkenne ich, ob mein Hund autoimmunhämolytische Anämie hat?

Frühe Anzeichen sind blasse oder gelbliche Schleimhäute, Schwäche, schnelle Ermüdung, dunkel verfärbter Urin und beschleunigte Atmung. Bei Verdacht sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.

Ist autoimmunhämolytische Anämie heilbar?

Primäre AIHA ist nicht heilbar, kann aber durch Medikamente kontrolliert werden. Sekundäre AIHA kann heilen, wenn die auslösende Ursache erfolgreich behandelt wird.

Wie ist die Prognose bei autoimmunhämolytischer Anämie?

Die ersten Tage sind kritisch. Übersteht der Hund diese Phase und spricht auf die Therapie an, kann er oft noch lange leben. Rückfälle sind jedoch möglich.

Was sind die Nebenwirkungen von Medikamenten gegen AIHA?

Kortikosteroide und andere Immunsuppressiva können Nebenwirkungen wie gesteigerten Appetit, vermehrten Durst, Gewichtszunahme, Infektanfälligkeit oder Magen-Darm-Probleme verursachen. Langfristig sind auch Leberschäden oder Muskelschwund möglich.

Ist autoimmunhämolytische Anämie ansteckend?

Nein, AIHA ist keine ansteckende Krankheit. Sie entsteht durch eine fehlgeleitete Immunreaktion.

Kann autoimmunhämolytische Anämie die Folge einer Impfung sein?

Ja, in seltenen Fällen können Impfungen eine AIHA auslösen oder einen Schub begünstigen – vor allem, wenn das Immunsystem des Hundes bereits geschwächt ist.

Welche Rassen sind besonders gefährdet?

Bestimmte Rassen wie Cocker Spaniel, English Springer Spaniel, Pudel und Collies scheinen ein erhöhtes Risiko für autoimmunhämolytische Anämie zu haben.

Was kostet die Behandlung von AIHA?

Die Kosten variieren stark, liegen aber oft zwischen 1’000 und 3’000 CHF bei einer akuten Phase. Langzeittherapie, Kontrollen und eventuelle Rückfälle verursachen weitere Kosten.

Übernimmt meine Tierarztkostenversicherung die Behandlung von AIHA?

Viele Versicherungen übernehmen die Kosten, sofern die Erkrankung nicht als Vorerkrankung bestand. Die genauen Bedingungen sollten in den Vertragsunterlagen geprüft werden.

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