Von den Vorurteilen über Mischlingshunde

Mischling schaut fragend

Mischlingshunde kennen wir auch unter dem Begriff “Promenadenmischung”. Eine Bezeichnung, die abwertender kaum sein könnte. Aber was ist eigentlich dran an den ganzen Vorurteilen über Mischlingshunde? Sind sie in ihrer Verhaltensentwicklung wirklich unberechenbar, dafür aber gesünder als Rassehunde?

Die Definition des Mischlingshundes

Laut Wikipedia (natürlich nicht nur) ist ein Mischlingshund jeder, dessen Elterntiere entweder nicht derselben oder aber gar keiner eindeutigen Hunderasse zugehörig sind. Dadurch haben wir es bei Mischlingshunden mit einer utopischen Anzahl zu tun.

Beschäftigen wir uns mit dem Begriff der Promenadenmischung, neigen wir dazu, sofort an Strassenhunde zu denken. Ja, die meisten Strassenhunde sind gleichzeitig Mischlingshunde. Aber Nein, natürlich kommt ein Mischling nicht zwangsläufig von der Strasse.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass wir so allerlei negative Assoziationen mit Mischlingen verbinden. Der Hund aus dem Ausland (und dort von der Strasse), der bei uns unerwartet Verhaltensauffälligkeiten entwickelt. Aber ist das vielleicht nicht eher seinen Erfahrungen als dem genetischen Charakter des Mischlings geschuldet?

Mischlingshunde und ihre Gesundheit

“Ich schaffe mir lieber einen Mischling an, die werden nicht so oft krank”. Vielleicht hast du diesen Satz auch schon einmal gehört. Das ist die erste Stelle, an der wir mit einigen Vorurteilen aufräumen wollen. Denn es gibt diverse gezielte Studien zur Gesundheit von Mischlingshunden, die auch einen Vergleich zu Rassehunden ziehen. Und siehe da: Mischlinge sind nicht weniger anfällig für “normale” Hundekrankheiten als Rassevertreter!

Was hingegen kein hohles Vorurteil ist, sind Erbkrankheiten. Das lässt sich durch einfache Zahlen erklären. Habe ich zwei Hunde einer Rasse, die sich paaren, ergibt das dieselbe Rasse. Hatten die Eltern beide eine rassetypische (genetisch bedingte) Krankheit, ist es kaum verwunderlich, dass diese auch beim Welpen auftritt bzw. sich im Laufe seines Lebens entwickelt. Ist hingegen ein Elterntier von einer anderen Rasse und das Ergebnis ein Mischling, habe ich die Chance auf dieselbe Erkrankung theoretisch um die Hälfte reduziert.

Allerdings vergessen wir bei dieser Rechnung gerne, dass a) jeder Rassehund potenziell eigene Krankheitsrisiken mitbringt und b) genetische Faktoren manchmal ein paar Generationen überspringen können. Und den aus zwei definierten Rassen entstandenen Mischlingshund durch weiteres Einstreuen anderer Hunderassen noch weiter zu vermischen, reduziert vielleicht die klare Zuordnung von genetischen Krankheiten, schliesst das Risiko deren Entstehung und Auftreten allerdings nicht hundertprozentig aus.

Die traurige Wahrheit ist demnach: niemand kann mit absoluter Sicherheit sagen, ob der Mischlingshund pauschal “gesünder” ist, “länger lebt”, seltener zum Tierarzt muss oder nicht doch plötzlich eine unerwartete Erbkrankheit entwickelt.

Mischlingshunde und ihr Charakter

Die Verhaltensforschung zu Mischlingshunden hinkt dagegen etwas hinterher. Ohne vorherige Rassebestimmung ist das ohnehin ein eher sinnloses Unterfangen. Genauso soll es da draussen einige Jagdhunde geben, die keinen ausgeprägten Jagdtrieb haben. Oder Wachhunde, die beim Bewachen eher nachlässig sind.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die eingangs gestellte Frage eingehen. Wir Menschen sind es letztlich, die definieren, was “verhaltensauffällig” ist. Dabei handelt es sich um Charaktereigenschaften, die wir beim Hund nicht erwartet haben. Aber was erwarten wir genau? Hunde als solche sind lernfähige Geschöpfe, völlig unabhängig davon, welcher Rasse sie angehören. Bei manchen mag das Lernen nur eben etwas länger dauern. Und fast alle domestizierten Tiere sind vor allem Gewohnheitstiere. Das heisst, sie lernen und entwickeln sich durch ihre Gewohnheiten.

Ich kenne keinen Mischlingshund – auch nicht vom Züchter (gezielte Kreuzung zweier Hunderassen), der von Anfang an in einem liebevollen und artgerechten Zuhause aufgewachsen ist und nur wegen der Tatsache, dass er ein Mischling ist, angeblich verhaltensauffällig wurde.

Fazit: Hund bleibt Hund

Erfahrungen machen Hunde zu dem, was sie letztendlich sind – und/oder werden. Theoretisch gibt es nichts, was den Mischlingshund vom Rassehund unterscheidet – weder gesundheits- noch verhaltenstechnisch. Umfeld und Umgang bestimmen, genau wie bei uns Menschen, die Entwicklung. Es mag zwar ein paar pauschale Charaktereigenschaften geben, die wir bestimmten Hunderassen zuschreiben. Aber wie stark diese bei einem Mischling oder Rassehund hervortreten, bleibt in der Realität trotzdem individuell.

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