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Unklare Gesetzeslagen über die Frage: dürfen Jäger Hunde erschiessen?

Jäger zielt mit Gewehr im Wald

Ein tragischer Vorfall in Österreich, bei dem ein Jäger einen Husky tötete, der zuvor ein Schaf gerissen hatte, sorgte unlängst für Aufruhr. Und immer wieder stellt sich Hundehaltern, die mit ihren Vierbeinern gern im Wald unterwegs sind, die Frage: Dürfen Jäger Hunde erschiessen? Warum passiert das so oft? Und waren die Fälle in den Medien berechtigt?

Unterschiedliche Gesetzeslagen sorgen für Missverständnisse

Einerseits lässt sich die Frage, ob Jäger Hunde wirklich erschiessen dürfen, relativ klar beantworten. Und zwar mit Ja. Andererseits gelten sowohl in Deutschland als auch Österreich unterschiedliche Regelungen. Darüber hinaus gibt es noch Feinheiten in verschiedenen Bundesländern. Wahrscheinlich der Grund, warum auch nach unzähligen Vorfällen nie echte Klarheit besteht.

Deshalb betrachten wir die zugrundeliegenden Gesetze heute einmal genauer und geben euch eine Zusammenfassung. Eines haben fast alle (Bundes)Länder nämlich gemeinsam: die Entscheidung des Jägers, einen Hund zu erschiessen, darf nicht ohne Weiteres geschehen.

Jäger dürfen Hunde zur Gefahrenabwehr erschiessen

Dies ist eine der Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Österreich. Ja, Jäger dürfen Hunde erschiessen. Und zwar, sofern sie das für den Zweck der Gefahrenabwehr tun. Besagte Gefahrenabwehr verbirgt wiederum vom “Jagdrevier” abhängige, individuelle Regelungen.

Gefahrenabwehr bedeutet in dem Zusammenhang, dass offenkundig eine Gefahr für das freilebende Wild vorliegen muss. Der freilaufende Hund ist in diesem Sinne die Gefahr. Die genaue Definition, ab wann ein im Wald freilaufender Hund zur echten Gefahr für das Wild wird, ist derweil wieder unterschiedlich. Mit unserer nachfolgenden Übersicht sind du und dein treuer Gefährte immer auf der sicheren Seite.

Entfernung zwischen Halter und Hund

In der Praxis kam es häufig zu tragischen Vorfällen, wenn der Hund sich zu weit von seinem Halter entfernt hatte. Während allgemeiner Brut- und Setzzeiten gelten darüber hinaus teilweise strengere Vorschriften für den Waldspaziergang. Bewegen Hunde sich nicht an der Leine, so sollte man zumindest darauf achten, dass nie der Sichtkontakt verloren geht.

Jäger in der Prüfpflicht?

Der verantwortungsvolle Jäger erschiesst selten einen Hund, solange dieser nicht bereits aktiv einem Wildtier hinterherhetzt. Doch auch hier gibt es in einigen Bundesländern extrem anmutende Vorschriften. In Niederösterreich beispielsweise ist das herrenlose Streuen eines Hundes im Waldes schon ausreichend. Auch die Leinenpflicht zu Brut- und Setzzeiten nimmt häufig Einfluss auf die im Zweifelsfall übertriebene Auslegung der Gefahrenabwehr. Der aktuelle Fall sorgte vor allem deshalb für Furore, weil der agierende Jäger den Hund angeblich für einen Wolf hielt (die wiederum unter Artenschutz stehen und daher ebenso wenig erschossen werden dürfen).

Warn- statt Blattschuss

Im Normalfall wissen Jäger, was in ihrem Revier so vorgeht und sind daher in der Lage, potenzielle Gefahren ganz genau einzuschätzen. Dementsprechend ist eher die Praxis gängig, dass vor einem tödlichen Schuss (Blattschuss) ein Warnschuss erfolgt. Vor allem, wenn der Hund nur herumläuft (ohne Halter in Sicht), wäre jedes andere Vorgehen masslos übertrieben. Ein Warnschuss verschreckt normalerweise auch Hunde, die aktiv jagen, sodass sie ihre Hatz aufgeben. Ist das allerdings nicht der Fall, folgt unter Umständen ein tödlicher Schuss.

Kommunikation ist alles

Und zwar auf beiden Seiten. Durch mehr gegenseitiges Verständnis wären wir in der Lage, Unglücksfälle weitgehend zu vermeiden. Schon im Vorfeld oder bei irgendwelchen Unklarheiten über die geltenden Regelungen in den Dialog zu gehen, ist niemals verkehrt. Informiere dich bei der zuständigen Jagd-/Forstbehörde. Gab es in der Vergangenheit schon mal unglückliche Begegnungen oder Vorfälle in deiner Umgebung, ist es ratsam, mit Verständnis statt Trotz zu reagieren.

  • Tragt während Waldspaziergängen Kleidung, die gut sichtbar ist. Das gilt genauso für eure Hunde: Halsbänder mit Reflektoren eignen sich beispielsweise gut und reduzieren das Verwechslungsrisiko auf ein Minimum.
  • Trainiert eure Hunde so, dass sie grundsätzlich abrufbar sind. Das kann immer nur helfen und gehört zum Mensch-Hund-Alltag.
  • Bei Dunkelheit, während der Brut- und Setzzeiten oder in “unbekannten” Jagdrevieren (wo euch die Regelungen evtl. nicht geläufig sind), lasst euren Hund im Zweifelsfall lieber an der Leine.
  • Hat einer eure Hunde ohnehin einen ausgeprägten Jagdtrieb, ist zusätzliches Training angebracht. Ausserdem ist es in dem Fall eher angebracht, andere Routen für den täglichen Spaziergang zu wählen (nicht nur durch Wälder) und der Leine den Vorzug zu geben.
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