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Kann ein Hund ADHS haben?

Hund springt auf Feld in die Luft

Auch bei menschlichen Kindern ist die Krankheit ADHS teilweise umstritten. Aber wie sieht das bei unseren Hunden aus? Hat der energiegeladene Vierbeiner, der nie zur Ruhe kommt und sich nicht konzentrieren kann, eine krankhafte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung?

Definition und Diagnose von ADHS

Bei ADHS, der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, handelt es sich um eine von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) anerkannte psychische Krankheit, genauer gesagt eine Verhaltensstörung. Diese Krankheit tritt vornehmlich im Kindesalter auf, unbehandelt halten die Symptome oft bis ins Erwachsenenalter an. Eine erstmalige Erkrankung im Erwachsenenalter ist möglich, aber eher selten.

Auffällig bei ADHS ist – und das ist vermutlich der Grund, warum die Krankheit bis heute immer wieder für Diskussionsstoff sorgt – dass es keine medizinische Diagnostik in dem Sinne gibt. Denn die Diagnose erfolgt meistens “nur” anhand der Beobachtung verschiedener Verhaltenskriterien. Rein körperlich ist die Erkrankung oft nicht wirklich nachweisbar.

Verhaltensmuster bei ADHS – Hunde inbegriffen?

Widmen wir uns einmal dem Diagnoseverfahren von ADHS bei Menschen. Die WHO hat diverse Kriterien festgelegt, die in drei Kategorien unterteilt sind, nämlich Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität sowie Impulsivität. Die Diagnose ADHS erhält, wer

  • mindestens 6 Anzeichen von Unaufmerksamkeit aufweist
  • darüber hinaus an 3 Anzeichen von Hyperaktivität leidet
  • sowie mindestens 1 Anzeichen von Impulsivität aufweist
  • bei wem besagte Auffälligkeiten mindestens 6 Monate lang vorhanden sind
  • die Auffälligkeiten nicht nur an einem bestimmten Umfeld, sondern an mehreren, an den Tag legt

Bei einer seriösen Diagnostik ist es darüber hinaus unerlässlich, dass andere mögliche Erkrankungen zuerst ausgeschlossen werden. ADHS ist sozusagen nach einem Ausschlussverfahren im besten Fall die “letzte Wahl”.

Die Verhaltensmuster der menschlichen Diagnostik mit denen von Hunden gleichzusetzen, ist schwierig. Von der reinen Theorie her liessen sich einige der Kriterien allerdings auch auf unsere Vierbeiner anwenden.

Hunde mit Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität

Deshalb gehen wir nun näher auf einige der WHO-Kriterien für ADHS ein.

  • Zur Unaufmerksamkeit zählen: mangelndes Konzentrationsvermögen, vorzeitiges Abbrechen oder komplettes Vermeiden von Aufgaben oder (neuen) Herausforderungen, starker Hang zu Ablenkungen, Vergesslichkeit
  • Unter Hyperaktivität fallen: auffällige Unruhe und Nervosität, starker Bewegungsdrang, Neigung zu hoher Lautstärke
  • Impulsivität bezieht mit ein: extreme Ungeduld, aktive Unterbrechungen

Betrachten wir einen untrainierten Hund (unabhängig seines Alters), können mehr oder minder alle dieser Verhaltensmuster zutreffen – und das würde kaum jemanden verwundern, der etwas von Hundetraining und Hundeerziehung versteht. Ist das Verhalten dieser Hunde deshalb aber unnatürlich oder gar krankhaft, schreit also nach ADHS?

Vorsicht vor übereilter ADHS-Diagnose bei Hunden

Wir wollen an dieser Stelle nicht behaupten, dass ADHS bei Hunden nicht existiert. Ausser Frage steht jedoch, dass es sich bei ADHS um eine Krankheit handelt, deren Diagnoseverfahren nach wie vor ein wenig hinterherhinkt. Beobachtungen allein reichen nicht aus, um eine endgültige Diagnose zu treffen. Der Neurotransmitter des zentralen Nervensystems Dopamin steht im Verdacht, vornehmlicher Auslöser für ADHS zu sein. Wissenschaftlich belegt ist dies allerdings nicht. Dementsprechend findet Ritalin, quasi als “Gegenspieler” des Dopamins, in der Humanmedizin oft Anwendung, sobald ADHS vorliegt.

Bevor wir also den übereifrigen, schlecht konzentrierten oder ständig laut bellenden Hund als an ADHS erkrankt abstempeln, wäre theoretisch eine Untersuchung des Blutplasmas angebracht. Nur darin lässt sich feststellen, ob der Dopamin-Pegel “normal” und somit gesund ist. Nicht zuletzt spielen Umfeld (Stress- und Störfaktoren), Erziehung, Haltung (Ernährung, artgerechte Beschäftigung und Auslastung etc.) sowie frühere Erfahrungen (negative Erlebnisse? Traumas?) eine enorm wichtige Rolle.

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