Der Osterhase hoppelt jedes Jahr durch Gärten und Wohnzimmer, versteckt Eier und bringt Freude – doch wie passt das zur eigentlichen Bedeutung von Ostern? Ursprünglich ein Fest der Auferstehung Jesu, hat sich Ostern mit Hasen und Eiern vermischt. Begleiten wir den Osterhasen auf eine Reise durch die Zeit und entschlüsseln, wie er zu einem Symbol dieses Festes wurde.
Ostern: Der religiöse Kern
Ostern ist das Herzstück des Christentums – es feiert die Auferstehung Jesu Christi nach seiner Kreuzigung. Die Bibel erzählt, wie Jesus am dritten Tag nach seinem Tod das Grab verliess, ein Wunder, das Hoffnung und neues Leben verkörpert. Jahrhunderte lang war Ostern ein Zeitraum stiller Besinnung, geprägt von Fasten, Gebet und der Karwoche mit Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag.
Doch im Laufe der Zeit mischten sich volkstümliche Bräuche in dieses ernste Fest. Die Frage bleibt: Wie kamen ausgerechnet Hasen und bunt bemalte Eier dazu? Das hat mit einer faszinierenden Verschmelzung von Glaube und Volksbrauch zu tun.
(Oster)Eier und Hasen: Alte Symbole treffen Christentum
Bereits lange vor dem Christentum hatten Eier und Hasen eine besondere Bedeutung. Eier symbolisierten neues Leben und wurden im Frühling oft bemalt oder verschenkt, während Hasen für Fruchtbarkeit und das Erwachen der Natur standen.
Im Mittelalter begannen Christen, diese alten Zeichen ebenfalls in ihr Kredo aufzunehmen. Das Ei wurde zur Metapher für die Auferstehung: Wie ein Küken die Schale sprengt, so verliess Jesus das Grab. Der Hase, flink und voller Leben, passte ebenfalls zum Frühling – und so wurde der Osterhase nach und nach Teil der Feierlichkeiten, auch wenn die Kirche ihn zunächst skeptisch beäugte.
Erste Spuren: Der Osterhase in Deutschland
Die erste Spur des Osterhasen führt ins 17. Jahrhundert nach Deutschland. In Süddeutschland und im Elsass berichteten Kinder, dass ein Hase die Ostereier bringe. Der Brauch entstand in protestantischen Gegenden, wo man die lange Fastenzeit mit einem fröhlichen Abschluss feierte – bunte Eier waren der Lohn für brave Kinder.
Ein Arzt namens Georg Franck von Franckenau erwähnte 1682 in einem Buch diese Sitte und wunderte sich über die Fantasie der Menschen. Pfälzische und schwäbische Familien trugen dazu bei, dass der Osterhase sich verbreitete, bis er ein fester Bestandteil wurde.
Von Europa in die Welt
Im 18. Jahrhundert wanderte der Osterhase mit deutschen Siedlern nach Amerika, besonders nach Pennsylvania, wo die „Pennsylvania Dutch“ ihn liebevoll aufnahmen. Kinder bauten kleine Nester aus Gras oder Stroh, in die der flinke Bote seine Eier legen sollte – eine Tradition, die bald über die Gemeinden hinauswuchs.
Im 19. Jahrhundert wurde der Brauch kommerzieller: Bäckereien formten Hasen aus Teig, und später kamen Schokoladenfiguren dazu. Von Amerika aus hüpfte er weiter in andere Länder, bis er global ein Synonym für Ostern wurde, oft ergänzt durch lokale Varianten wie Glocken in Frankreich oder Bilbys (Kaninchennasenbeutler) in Australien.
So verschmolz ein deutscher Volksglaube mit der christlichen Osterzeit zu etwas Neuem.
Der Osterhase heute
Heute ist der Osterhase ein bunter Alleskönner: Er erscheint als Schokoladenfigur, Plüschtier oder Dekoration in allen Grössen und Varianten. In Supermärkten stapeln sich die süssen Hasen, während Kinder – und manchmal auch neugierige Hunde – seine Verstecke aufspüren.
Aus einem religiösen Fest mit alten Frühlingszeichen wurde ein Familienereignis voller Freude. Der Hase verbindet die ernste Botschaft der Auferstehung mit dem spielerischen Geist des Frühlings – eine Entwicklung, die ihn auch für Hundebesitzer besonders macht, wenn der Vierbeiner bei der Eiersuche mithilft.